Totengebet
Elisabeth
Herrmann
Der Unschuld auf der Spur
Gelesen: April 2016
Allgemeines
Verlag: Goldmann
Erscheinungsdatum: 15.02.2016
Format: Klappenbroschur
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-442-48249-8
Seiten: 448
Preis: 9,99 €
Foto und Klappentext: Goldmann |
Klappentext:Berlin, 2015. Anwalt Vernau erwacht im Krankenhaus und kann sich an nichts mehr erinnern. Dafür ist er der Held von Berlin: In einer U-Bahnstation hat er mehrere Männer in die Flucht geschlagen, die einen älteren Herrn bedrängt haben. Aber wer ist die junge Frau mit dem Davidstern, die seitdem durch seine Erinnerung geistert? Und was hat sie mit den schrecklichen Morden zu tun, die sich wenig später ereignen? Als Vernau der schönen Unbekannten zu nahe kommt, wendet sich das Blatt: plötzlich steht er unter Mordverdacht. In letzter Sekunde kann er das Land verlassen, sein Ziel: Tel Aviv. In der brodelnden Metropole am Mittelmeer sucht er nach dem einzigen Menschen, der ihn entlasten kann – und wird hinabgezogen in den Strudel eines vergessenen Verbrechens, das sich vor über dreißig Jahren in einem Kibbuz in Israel ereignet hat ...
Joachim Vernau ermittelt in Israel und ist nicht nur
seiner eigenen Unschuld auf der Spur
„Ein Mord, eine
geheimnisvolle junge Frau und ein Anwalt im Visier eines gnadenlosen Killers“.
Das sind die Grundpfeiler für den aktuellen Kriminalroman der Berliner Autorin Elisabeth Herrmann. Es sind aber auch die Worte, mit denen gern Lesungen von
ihr beworben werden.
Auf einer dieser Lesungen war
ich am 01. Mai 2016 und durfte nicht nur spannende Stunden mit dieser
sympathischen Frau erleben, sondern auch ein richtig tolles und interessantes
Gespräch über ihre Arbeit, ihr Buch und so manche Aspekte der Bücherwelt
führen. Solltet ihr nun neugierig sein, was wir besprochen haben, dann könnt
ihr euch im folgenden Video noch einmal das vollständige Interview, was ich im
Rahmen von DREI FRAGEN AN geführt habe, anschauen.
Auf meine Frage, ob man bald
wieder etwas über den Anwalt Vernau zu lesen bekommt, der auch die Hauptfigur in
diesem Krimi war, sagte Elisabeth Herrmann „Jetzt hat er erstmal etwas Ruhe,
denn das (was hier passiert ist) ist heftig gewesen!“
In der Tat war dieser
Kriminalroman ein Roman, der dem Anwalt sehr zugesetzt haben dürfte. Es war ein
sehr persönlicher Fall für den Rechtsanwalt, der vor vielen Jahren in einem
Kibbuz in Israel gearbeitet hat und nun
feststellt, dass es damals Vorfälle gab, die nicht mit rechten Dingen zugingen.
Durch diese Vorfälle ist er gezwungen, seine eigene Vergangenheit aufzuarbeiten
und in eine Geschichte abzutauchen, die mehr als 30 Jahre zurückliegt. Das
Aufarbeiten der Geschichte hat nicht viel Zeit, denn es steht eine junge Frau
vor seiner Tür, die damals noch nicht geboren war, nun jedoch auf der Suche
nach Informationen über ihren Vater ist. Lange Zeit ist dem Leser nicht klar,
wer der Vater von Rachel ist, was ihn veranlasst hat, ihre Mutter zu verlassen.
Von ihrer Mutter kann die junge Frau aus Israel keine Informationen mehr
bekommen, denn kurz nach der Geburt hat sie sich das Leben genommen und somit
Rachel die Möglichkeit, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Doch war
dieser Selbstmord wirklich ein Selbstmord? Und falls ja … WARUM? Das könnt ihr
nun wieder nur erfahren, wenn ihr dieses Buch lest.
Joachim Vernau war nicht der
Einzige, der damals in einem Kibbuz Erfahrungen gesammelt hat, die für sein
Leben von entscheidender Bedeutung sind. Auch die Autorin selbst hat dort
gearbeitet und ist nach dem Auffinden alter Tagebücher darauf gekommen, diesen
Teil ihres Lebens dafür zu nutzen, ein spannendes Buch zu schreiben, was es dem
Leser schwer macht, danach einfach das Buch zuzuklappen und sich ein Neues aus
dem Regal zu ziehen.
In der Tat hat Elisabeth
Herrmann genau das bei mir geschafft. Als Leser kennen wir das Gefühl sehr gut,
wenn wir nach dem Lesen ein Buch zuschlagen und wissen, dass wir jetzt eine
Geschichte gelesen haben, die uns nicht gleich wieder aus dem Kopf gehen wird.
So erging es mir mit diesem Krimi ganz besonders. Es war kein 0-8-15 Roman, den
man schon hundertfach gelesen hat und der nur alte Klischees wieder neu
aufwärmt. Es war eine Geschichte, die Abgründe zu Tage befördert, eine
Geschichte, die mit wenig Blut doch sehr brutal sein kann. Wenig Blut bedeutet
aber nicht, dass es kein Blut gab. Gerade Vernau selbst durfte am Ende doch den
einen oder anderen Milliliter davon im Hotelzimmer lassen, bevor er diesem
nicht mehr allein entkommen konnte.
Mich hat bisher noch kein
Buch nach Israel geführt. Auch das fand ich äußerst spannend. Wir lesen hier
keinen Reiseführer und werden nicht von Ort zu Ort begleitet, um diese Städte
bis ins Detail kennenzulernen. Aber dennoch schafft es Elisabeth Herrmann durch
gekonnte Erzählungen uns einen kleinen Einblick in das Denken und Fühlen der
Menschen zu geben, die dort leben. Dies ist das Ergebnis einer tiefgründigen Recherche, die man schon aus anderen Krimis der Autorin kennt.
Solltet ihr euch dazu
entscheiden, dieses Buch zur Hand zu nehmen, bekommt ihr einen spannenden,
interessanten und tiefgründigen Roman mit einem Ende, was die Frage offen
lässt, ob es dem Berliner Anwalt Vernau überhaupt irgendwann gelingen wird,
sein aktuelles Leben in geordnete Bahnen zu lenken und sich dem Recht und
Unrecht in der deutschen Hauptstadt wieder zuzuwenden.
Diesem Buch habe ich glatte
4/5 Sternen gegeben. Es war das Highlight im Lesemonat April für mich. Man muss zwangsläufig sehr viel nachdenken, wenn man
TOTENGEBET liest und es kann den Leser nicht kalt lassen, was im Laufe dieser
448 Seiten passiert, aber ich denke, der Anwalt kann, sofern er noch dazu in
der Lage ist, auch in der Zukunft noch spannende und spannendere Fälle erleben,
in denen er selbst dem Tod nicht mal so eben von der Schippe springen muss.
Anka (Ankas Geblubber) hat im April dazu aufgerufen, ihr kurze Videos zu schicken, in denen man über Bücher
spricht, die man in besagtem Monat sehr genossen hat. Bei mir musste die
Überlegung nicht sehr in die Länge gezogen werden. Ich wusste auch so, welches
Buch ich vorstellen möchte. Dieses Video könnt ihr euch nun ebenfalls hier anschauen.
Zum Schluss jeder Rezension
stelle ich mir immer wieder erneut die Frage … Würde ich dieses Buch empfehlen?
Und wem würde ich es empfehlen?
Grundsätzlich ist es immer
ein guter Rat, Bücher von Elisabeth Herrmann zu lesen. Man kann sich bei dieser
Autorin sicher sein, dass man eine gut recherchierte Geschichte bekommt, die
spannend ist und bei der man vieles lernen kann. Auch TOTENGEBET würde ich den
Jenigen empfehlen, die Krimis mögen. Besonders solche Krimis, die nicht nur aus
Täter, Opfer und Polizeiermittlungen bestehen, sondern aus einer handfesten
Geschichte und nicht wenigen persönlichen Erfahrungen der Autorin. Obwohl dies
natürlich keine Biografie ist. Es ist viel mehr die Idee einer Frau, die in der
Bücherwelt etwas ist, auf das man nicht verzichten möchte. Aber wie ist das
eigentlich mit guten Ideen? Kommen die einem Autor durch Zufall einfach so? Die
Antwort von Elisabeth Herrmann ist gleichzeitig das Schlusswort zu dieser
Rezension.
„Nein! Ideen kommen nicht durch Zufälle, genauso wenig, wie Bücher Einem, wie Ziegelsteine, auf den Kopf fallen“
Infos & Links:
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