Durch die Bloggertreffen,
Lesertreffen und Signierstunden mit Autoren, habe ich in Frankfurt eine Menge
neuer Bücher bekommen. Die Meisten waren
Überraschungen von Lovelybooks oder der Verlagsgruppe Droemer Knaur. Hierfür
noch mal herzlichen Dank an die Verantwortlichen.
Natürlich möchte ich Euch
nicht vorenthalten, was bei mir so eingezogen ist. Ob ich direkt dazu kommen
werde, Alle zu lesen, weiß ich noch gar nicht. Im Moment habe ich einige Bücher
auf dem Plan, wie zum Beispiel das neue Werk von Sebastian Fitzek, Wulf Dorn
oder auch Arno Strobel & Ursula Poznanski. Außerdem hat auch Elizabeth
George einen neuen Lynley-Roman auf den Markt gebracht. Der Herbst ist also
buchmäßig gut versorgt. Zwischen den ganzen Krimis und Thrillern möchte ich
dann auch unbedingt noch den Roman von Rowan Coleman „Zwanzig Zeilen Liebe“
lesen.
Sie sind die perfekten
Familien. Glauben alle. Nur er nicht. Er beobachtet sie. Verfolgt sie. Kennt
ihre dunkelsten Geheimnisse. Denn er sieht jeden Tritt. Jeden Schlag. Bis er
eines Tages selber zuschlägt – als er die Familien als Geisel nimmt und die
perfekten Familienväter spurlos verschwinden. Keiner sieht was, tut was.
Niemand weiß etwas. Nur die schwerkranke Polizistin Eva Flessner hat einen
Verdacht. Was sie nicht ahnt: Er beobachtet auch sie…
Wie weit darf man gehen, um die Grausamkeit
aufzudecken?
Mit 288 Seiten haben wir hier
einen vergleichsweise kurzen Thriller, der durch spannende und kurzweilige
Unterhaltung glänzt. Der überwiegende Teil ist aus der Sicht des Täters
geschrieben. Man wird nicht erwarten dürfen, dass man den Thrill bei der Suche
nach dem Täter erlebt. Wer Mörder und wer Opfer ist, wird sehr schnell
deutlich. Genau aus diesem Grund rückt die Polizeiarbeit auch in eine
Nebenrolle. Was beim Lesen etwas schade ist. Man hätte diesen Bereich durchaus
etwas mehr ausschmücken dürfen. Eva Flessner wirkt dadurch etwas farbloser, als
man sich noch beim Klappentext vorgestellt hat. Zum Ende hin gewinnt ihre Rolle
mehr an Form und Farbe und man bekommt auch viel von ihrem Denken mit. Im
Hauptteil des Buches bekommt man jedoch meist die Ansichten und Meinungen des
Täters mit, der eine Familie quält indem er sie fürsorglich durch den Tag
führen möchte. Er entführt die Kinder einer Frau, um ihr zeigen zu können, wie
sich ein fürsorglicher Familienvater benimmt, zugleich führt er dem
eigentlichen Hausherrn vor, was sein Fehlverhalten war. Seine Taten wirken
nicht sinnlos, dass er aktiv gegen eine Grausamkeit vorgehen möchte, kann man
verstehen. Aber die Art, wie er dagegen vorgeht, ist absolut inakzeptabel und
fern jeder Menschenwürde. Einer Menschenwürde, die laut Artikel 1 des
Grundgesetzes auch den Schuldigen von schweren Verbrechen zu steht. Ob es die
Absicht des Autors war, hier Zündstoff für Diskussionen zu liefern, konnte man
nicht ermitteln.
Beim Lesen habe ich mich oft
gefragt, wie weit man gehen darf, um eine Grausamkeit aufzudecken und dagegen
vorzugehen. Man erwischt sich, in manchen Lesemomenten, dabei, wie man den
Täter verstehen kann, wie man nicht nur Antipathie empfindet. Jedoch darf man
dabei nicht vergessen, dass auch er ein Monster ist. Auch er lässt „seine“
Familien nicht frei entscheiden, wie sie leben wollen.
Raimon Weber wurde 1961
geboren und hat bereits unter seinem Namen, aber auch unter Pseudonym Bücher
veröffentlicht. Seine Figuren sind meist Durchschnittsmenschen, die durch
unvorhergesehene, unmenschliche Gegebenheiten zu „Helden“ werden. Dies ist auch
im „Kuckucksmörder“ deutlich. Beide Protagonisten und auch die Familien, die
zum Opfer oder Beinaheopfer werden, sind keineswegs aus der Oberschicht der
Gesellschaft. Es sind ganz normale Menschen, ganz normale Familien. Das Grauen
liegt im Verborgenen, im Unerkannten. Die Durchschnittlichkeit der Personen
macht es dem Leser leicht, sich mit ihnen zu vergleichen, Sympathien oder
Antipathien zu spüren. Gleichzeitig wird man dadurch aber auch in das Buch
hineingezogen und verpasst den Moment des Schlafengehens, um am nächsten Tag
ausgeruht zur Arbeit zu kommen.
Den Thriller umgeben eine
düstere Stimmung und ein ernstes Thema. Er ist spannend erzählt, fällt am Ende
jedoch ziemlich schnell ab. Liest man den Epilog, lässt einen das Gefühl jedoch
nicht los, dass Weber diese Geschichte noch nicht zu Ende erzählt hat, dass es
noch spannende und interessante Elemente im Leben von Täter und Opfern gibt.
Vielleicht gibt es bald „KuckucksmörderII“?!