Montag, 28. Dezember 2015

Katrin Schön - Ausgeplappert *E-Book-Rezension*



Ausgeplappert
Katrin Schön

Lissie Sommers erste Leiche


Gelesen: Dezember 2015

Allgemeines

Verlag: Midnight Verlag
Erscheinungsdatum: 11.09.2015
Format: E-Book
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3-958-19043-6
Seiten: 222 (ohne Leseproben im Anschluss)
Preis: 3,99 €



Foto: Midnight




Liebe Katrin Schön!
Sie haben meine Visitenkarte auf der Frankfurter Buchmesse gefunden und mich danach angeschrieben, um mir ein Leseexemplar zu schicken, welches ich bewerten kann. Dafür möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken. Es freut mich, dass ich auf diesem Wege zu meinem ersten E-Book gekommen bin. Wie mir Lissie und der fiktive hessische Ort Traunbach gefallen haben, das können Sie in meiner Rezension lesen. Es würde mich sehr freuen, wenn wir in Leipzig auch mal persönlich in Kontakt kommen könnten. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg!




Klappentext:

Mitten drin bei den Ermittlungen: Lissie Sommer, Mitte dreißig, Reisefachfrau und zum Kummer ihrer Mutter immer noch ungebunden. Lissie hat die Tote zuletzt gesehen und weiß, dass ein komischer Hercule-Poirot-Verschnitt gerade die Gegend unsicher macht. Leider glauben ihr weder Lissie´s beste Freundin Doris noch der ermittelnde Kommissar Loch – eigentlich ein Mann zum Träumen, auch wenn eine Sommer ein kleines Problemchen mit diesem Loch hat. Lissie will daher selbst rausfinden, was eigentlich passiert ist. Erste Anlaufstelle ist „Das grüne Kränzchen“, das örtliche Gasthaus. Da ahnt Lissie noch nicht, wie so ein bisschen Kneipenklatsch und Tratsch ein Leben für immer verändern kann … Lissie Sommers erster Leiche ist ihr erster Fall - und bestimmt nicht ihr letzter. Denn danach ist in der hessischen Idylle nichts mehr wie es war. Lissie Sommers nächste Tote kommt bestimmt.
Text: Midnight

Dorfklatsch und Mordmotive – Eine Leiche, eine Entführung und Lissie Sommer


Ist das die Mischung, aus der gute Krimis gemacht werden können?
Man bekommt direkt am Anfang einen humorigen Einblick in die hessische Dorfidylle. TRAUNBACH … Es gibt weder Kino, noch Theater. Das Jugendzentrum hat dicht gemacht und auch das Bürgerhaus sah schon mal erfolgreicheren Zeiten entgegen. An Gaststätten und Kneipen mangelt es jedoch nicht und die örtliche Eisdiele lässt vermuten, dass die italienische Mafia einen Blick auf den Ort geworfen hat.

Bei dem Spiel zwischen Humor und Ernsthaftigkeit wird in diesem Kriminalroman der Humor aber selbst dann noch die Oberhand behalten, als der Epilog vom Leser verschlungen wurde.

Wir lernen hier Lissie Sommer kennen. Nein. Nicht Lissie Winter, sondern Lissie Sommer. Wenn es aber mal passend erscheint, gibt sie sich auch mal als die von der anderen Jahreszeit aus. Ich denke, der Autorin war bei der Namenswahl sehr wohl bewusst, dass es hier Möglichkeiten zu Spielereien gibt. Lissie arbeitet als Reisefachfrau, ist Mitte 30 und (dank ihrer Mutter) auf der Suche nach Mr. Right. Sie selbst würde den gar nicht unbedingt suchen. Aber wie es so ist, bei Langzeitsingles, gibt es in der Familie immer wieder besorgte Menschen, die einem dabei mit Rat und Tat (und manchmal mehr Tat als Rat) zur Seite stehen. So auch bei Lissie Sommer, deren Mutter mal kurzerhand eine Kontaktanzeige für ihrer Tochter schaltet und damit den Ermittlungen unfreiwillig einen Schwung verpasst, der bei der Lösung des Falles von großem Wert sein könnte.

Katrin Schön spielt hier mit Elementen, die jeder Leser kennt, oder sich gut vorstellen kann und webt sie in einen Krimi ein, der zum Schmunzeln einlädt und uns vor Augen führt, dass so ein familiäres Dorfleben durchaus Vorteile, aber auch nicht wenig Nachteile haben kann. Dass dabei einige Handlungen etwas überzogen und einige Reaktionen etwas ungewöhnlich sind, dient der Geschichte und ist schwer vermeidbar.

Immer mal wieder finden wir in den Gedanken von Lissie Sommer kleine optimistische Botschaften, die für Bewohner von Mini-Citys ganz wertvoll sind. So sind die Gedanken der Nachbarn für die Mutter von Lissie sehr wichtig und die Art, wie sie weitergetragen werden ebenfalls. Die Tochter selbst gibt aber sehr wohl zu bedenken, dass es nicht entscheidend ist, was andere über Einen denken, sondern dass man sich selbst in seiner Haut wohl fühlen muss.

Lissie Sommer ist eine Frau, die wenig Furcht hat und mit ihrer Art schnell ansteckt. Sie weist auch die Männer im Traunbach in die Schranken, wenn die ihr zu nahe kommen. Ebenso zeigt sie ihnen, wo der Hammer hängt, wenn sie ihr nicht glauben wollen. Mit eben diesem Glauben hat besonders Kommissar Loch so seine Probleme. Er hält Lissie am Anfang für verdächtig, den Mord an einer Dorfbewohnerin begangen zu haben und lässt sie spüren, dass sein Vertrauen in die städtische Frohnatur nicht besonders groß ist. Ob er sich dafür am Ende entschuldigen muss? Oder ist Lissie doch eine Mörderin und „Lissie’s erste Leiche“ nur ihr erstes Opfer?

Das ist der Auftrag an Euch… Findet es heraus.

Am Ende ist der Täter nah und naheliegend, dennoch bedurfte es der Auflösung, um sich der Wahrheit hinzugeben. Nach eben diesem Ende müssen wir uns als Leser auch die Frage stellen, wie es sein kann, dass ein Mensch, einem anderen Menschen etwas Derartiges antun kann, wo man es doch vorher gerade ihm oder ihr im Leben nicht zugetraut hätte. Steckt wirklich in jedem von uns ein potentieller Mörder? Einer, der rauskommt, wenn nur alles zusammenpasst? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich den Reader nach dem Lesen abgeschaltet habe.

Mit der Auflösung kann ich leben, das kann ich (auch wenn es das Weltbild etwas verrückt) nachvollziehen. Dennoch hätte ich mir manche Personen und Figuren etwas ausgeschmückter gewünscht und etwas mehr Auflösung um ihren Charakter.

Jedoch heißt der Titel LISSIE SOMMER´S ERSTE LEICHE. Und ich habe über den Facebook-Account der Autorin (den ich euch dringend empfehlen würde zu liken) erfahren, dass sie gerade an Band 2 schreibt. Vielleicht mit etwas mehr Schubidu? Auch wenn es Lissie Winter ähhh Sommer nicht so Recht wäre. Ich fand den Dr. Tiefenbruch witzig und würde mich freuen, wenn man seinen Charakter noch etwas vertiefen könnte.

Schon in der Rezension zu Wulf Dorn´s „Mein böses Herz“ habe ich erwähnt, dass ich das Leben in der kleinen Stadt, auf Grund meiner eigenen Erfahrungen als Großlandei sehr gut nachempfinden kann. Mir ist bewusst, dass Familien sehr groß und das halbe Dorf irgendwie verschwägert sein könnte. Dennoch fiel es mir am Anfang schwer, auseinanderhalten zu können, wer wohin gehört, wie jetzt der Chef der Dorfkneipe hieß und was der Name von Lissie’s Mutter war. Sicher wird man auch in Teil 2 der Reihe erneut darauf hingewiesen, wie die Namen sind. Dennoch sind viele Charaktere in einem relativ kurzen Krimi immer eine Herausforderung für den Leser. Eine, der ich mich aber gern gestellt habe. Die Handlung und die Art von Lissie Sommer haben es mir gedankt.

Schon oft hatte ich das Gefühl, mit den Protagonisten einen Kaffee trinken gehen zu wollen. Nicht weil sie in meinem Alter sind und ich Zukunftsgitarren klingen höre, aber weil mich interessiert, was die Besagten zu erzählen haben. Bei Lissie Sommer geht es mir ähnlich. Und wenn ihr das Ende gelesen habt, dann werden ihr merken, dass Lissie durchaus im Stande wäre, diesen Kaffee zu servieren. Nun muss ich nur noch den Weg nach Traunbach googlen.

Leseempfehlung für Liebhaber von witzigen Krimis? Absolut. Tut es oder lasst es. Aber wenn ihr es gelassen habt, beschwert euch nicht bei mir, dass ihr ein tolles Buch verpasst habt!! Ich hab es euch gesagt!!

Infos & Links:





2 Kommentare:

  1. Lieber Martin (nach dieser tollen Rezension sag ich jetzt einfach mal Du! :-) ),
    vielen lieben Dank für diese ausführliche, fundierte Rezension. Ich freue mich, dass Dir mein Erstlingswerk gefallen hat und es motiviert mich noch mehr, fleißig an Band 2 zu schreiben.
    Mit der Veröffentlichung hat sich mein Lebenstraum schon erfüllt - um so großartiger, wenn es auch bei "Wildfremden" ankommt und ich die Chance habe, weiter zu schreiben.
    Ich weiß die Rezension sehr zu schätzen und werde mir Deine Anregungen durch den Kopf gehen lassen. Aber wie Du ja auch festgestellt hast: Mir ist viel Humor und Leichtigkeit wichtig, deshalb kann ich verstehen, dass Dir vielleicht der eine oder andere Charakter zu kurz kommt. Aber wie gesagt: Ich nehme es als konstruktive Anregung und schaue, ob ich etwas davon in Band 2 umsetzen kann - ohne mich zu verbiegen. ;-)
    Ob der Dr. Tiefenbruch in Band 2 vorkommt, kann ich Dir nicht versprechen, aber vielleicht taucht er in Band 3 wieder auf? Wer weiß... ;-)
    Bis dahin: Viel Spaß beim Lesen und Bloggen - ich bleibe Deiner Seite treu!
    Gemütliche Grüße aus Köln
    Katrin

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    Antworten
    1. Liebe Katrin :)

      Vielen Dank für deine positive Einschätzung zur Rezension :) Es freut mich, wenn es dir gefällt.

      Ich würde es sehr schade finden, wenn du nicht die Chance hättest, weiter zu schreiben. Und wer weiß, .... vielleicht gibt es ja bald auch eine Print-Version. Die würde man dann auch ohne Strom im Regal finden. ;)

      Es ist schön, dass du der Seite treu bleiben möchtest. Das ist auch für mich eine tolle Bestätigung.

      Liebe Grüße
      Martin

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