Der
Totenzeichner
Veit
Etzold
Es ist nicht zu Ende bevor es zu Ende ist
Gelesen: Januar 2016
Allgemeines
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 16.07.2015
Format: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-33404-17229-0
Seiten: 432
Preis: 9,99 €
Foto: Bastei Lübbe |
Klappentext:
Ein Leichenfund gibt der
Berliner Polizei Rätsel auf. Dem Mordopfer wurden mysteriöse Zeichen in
die Haut geritzt, die Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA
Berlin, bekannt vorkommen. Handelt es sich um kultische Symbole? Als die
Obduktion der Leiche weitere grausame Details ans Licht bringt, wird klar, dass
es einen ähnlichen Modus Operandi schon einmal gab: Vor zehn
Jahren versetzte ein Serienkiller den Westen der USA in Angst und
Schrecken. Einen Sommer lang trieb er dort sein Unwesen, bevor er sich mit
der blutigen Botschaft verabschiedete: »It’s not over, ’til it’s over«.
Text: Bastei Lübbe
Ein brutaler Thriller mit dem Herz in der Hand
In einigen Rezensionen habe
ich vorher schon gelesen, dass Veit Etzold, zumindest in diesem Band, sehr
intensive und brutale Szenen beschreibt, dass er sehr ins Detail geht und auch
nicht davor zurückschreckt, die aktuelle Politik zu kritisieren. Diese Feststellungen
würde ich ohne Weiteres unterschreiben.
Was der Autor selbst dazu
sagt, wie er die Mitarbeit seiner Frau, Saskia Etzold einordnet und welchen
Einfluss er auf die Gestaltung seiner Cover hat, das hat er mir in einem
Interview am 21.01.2016 verraten. Im Anschluss an das Interview zieht er noch
den Gewinner/die Gewinnerin des von mir auf diesem Blog angekündigten
Gewinnspiels, an dem ihr sehr zahlreich teilgenommen habt. Deshalb VIELEN DANK
an Jeden, der mitgemacht hat.
An Veit Etzold und seine Frau
Saskia Etzold hier noch mal ein dickes Dankeschön. Leider ist der Ton etwas
leise, da ich kein externes Mikro anschließen kann und selbst auch nicht sehr
laut gesprochen habe. Aber das Interview hat mir viel Spaß bereitet und viele
interessante Fakten geliefert.
Wer gern zu diesem und
anderen Themen noch mehr Fotos sehen möchte, darf mir gern bei INSTAGRAM folgen. Dort poste
ich regelmäßig, was ich so in der realen und auch in der Bücherwelt unternehme.
Alles rund um den Blog findet ihr übrigens dort auch unter dem
#buchwellenreiter
Natürlich möchte ich euch nun
auch meine ausführliche Meinung zu dem aktuellen Thriller von Veit Etzold nicht
vorenthalten.
Ich habe dieses Buch
begonnen, als ich auf dem Weg zum 13. Bücher- und Blubberstammtisch nach
Stuttgart war. Mehrere Stunden Fernbus. Da ist die eine oder andere Seite
fällig. So war es auch. Die ersten 150 Seiten waren weg, als gäbe es keinen
Morgen. Und die Fahrt verging ebenfalls, wie im Flug. Auch am Abend im Hotel
konnte ich das Buch noch nicht weglegen oder aus meinen Gedanken verbannen. Es
war mein erster Fall von Clara Vidalis. Diesen Namen habe ich schon mit Etzold
verbunden, als ich noch gar nicht wirklich viel über den Autor wusste. In
Frankfurt habe ich ihn dann zur Messe kurz kennengelernt und war mir sicher,
dass ich von ihm unbedingt sehr bald was lesen muss. Zum Glück.
Der Schreibstil von Veit
Etzold ist sehr flüssig. Er ist einprägsam und äußerst detailreich.
"Stellenweise hatte man das Gefühl, dass man es mit einem Lehrbuch über
Pathologie zu tun hat." las ich kürzlich in einer Rezension einer anderen Bloggerin. Jedoch ein Lehrbuch, was zusätzlich von einer äußerst
spannenden und interessanten Geschichte umgeben ist. Es werden an sehr vielen
Stellen Dinge erklärt, geschildert und beschrieben, die vermuten lassen, dass
seine Frau Saskia Etzold, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Michael
Tsokos an der Charité in Berlin, einen immer größeren Anteil an seinen Büchern
hat. Der unverwechselbare Schreibstil von Veit Etzold und die
wissenschaftlichen Kenntnisse seiner Frau machen diesen Thriller und damit die
gesamte Reihe um das Ermittlerteam des LKA Berlin zu etwas Besonderen in der
Bücherwelt.
Man ist in diesem Thriller
direkt mittendrin. Es gibt keine langen Vorreden oder Personenvorstellungen.
Die handelnden Protagonisten werden einem während der Geschichte automatisch
vorgestellt. Man lernt sie ganz nebenbei kennen, ohne es wirklich zu spüren.
Etzold mag die klaren
deutlichen Worte. So macht er auch vor Kritik am Rechtsstaat keinen Halt.
Auf Seite 19/20 hieß es:
„Der deutsche Rechtsstaat war
ohnehin dabei, sich selbst abzuschaffen und der Staat warf sein Gewaltmonopol über
Bord, wie eine Ladung fauler Kartoffeln. Steuerhinterziehung und Falschparken
waren so ziemlich das Einzige, was in Deutschland noch illegal war“
Ist die Polizei im Umgang mit
den „schweren Jungs“ zu sanft? Lässt sich unser Exekutivorgan zu sehr auf der
Nase herumtanzen? Abschließende Antworten findet man wohl hauptsächlich in den
eigenen Gedanken. Nicht aber im Buch. Auch eine aufkommende Kritik am Umgang
mit persönlichen Daten bei der Befragung von Hauptbelastungszeugen wird
deutlich.
„Die Meldeadresse stand immer
in den Gerichtsakten. Auf die hatte auch der Strafverteidiger Zugriff. Und der
gab die Adresse dann – zufällig – an die Gang weiter, deren Mitglieder er vor
Gericht vertrat. … Ein anderes zeugenfreundlicheres System wäre wahrscheinlich
möglich gewesen …“ (Seite 173)
Natürlich muss man hier klar
sagen, dass die allermeisten Juristen in Deutschland mit Sicherheit einen guten
Job machen und nicht nach diesem System handeln. Aber allein die Möglichkeit,
dass Daten weitergegeben werden könnten, zeugt davon, dass Kritik an der einen
oder anderen Stelle durchaus nicht abwegig ist. Auch wenn wir es mit den Fällen
dieser Reihe ausschließlich mit erdachten und kreativ ausgeschmückten Fällen zu
tun haben, die in der Form wohl nicht stattfinden würden.
Ein weiteres Thema, was wohl
Berliner mehr beschäftigt, als Ortsfremde, ist der Bau und die Eröffnung des
Berliner Hauptstadtflughafens. Dieser kommt gleich an mehreren Stellen des
Thrillers vor und wird vom Ermittlerteam gern genutzt, um den Gästen vor Augen
zu führen, in welchem Zustand die Hauptstadt sich zurzeit befindet und wie
schleppend gerade Großbauprojekte in Berlin von statten gehen.
Diese und mehr Beispiele
passen in diesem Thriller aber wunderbar zur Geschichte. Sie wirken an keiner
Stelle aufgesetzt oder abwegig. Veit Etzold pflegt sie kreativ in die
Geschichte ein und gestaltet dadurch seine Protagonisten lebhafter.
Gelegentlich kann die Informationsfülle den Leser jedoch etwas überfordern, wenn
er es sich einfach nur mit einem Buch und einem Tee gemütlich machen will. Ich
war mehrmals versucht, mir aus dem Buch viel mehr herauszuschreiben, da ich
Bedenken hatte, ob ich alles im Kopf behalten könne, was mir Etzold an Wissen
vermitteln möchte. Zu wenig Recherche und zu wenig Hintergrundwissen kann man
dem Berliner nun wahrlich nicht vorwerfen.
Neben dem fachlichen Wissen
über pathologische Hintergründe und die Politik der Gegenwart bekommt man es in
diesem blutigen Thriller aber auch mit psychischen Erkrankungen zu tun. Ein
Thema, was mich (nicht nur aber besonders) durch dieses Buch interessiert
zurückgelassen hat, ist Kannibalismus. Ähnlich wie das Thema Kindesmisshandlung
im aktuellen Thriller von Sebastian Fitzek, habe ich auch hier das Bedürfnis,
mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. So gibt es wohl in jedem Roman
diese Kernthemen. Manchmal sind sie banal und lassen uns schnell wieder los und
manchmal setzen sie sich in unserem Kopf fest und lassen auch dann nicht ab,
wenn die letzte Seite zugeklappt ist und das Nachwort uns darüber informiert
hat, dass unsere wirkliche Welt viel langweiliger und normaler ist, als der
Thriller, den wir hier vor uns haben.
Laut Angaben des Verlages
BASTEI LÜBBE ist dieses Buch geeignet für Leser/innen ab 16 Jahren. Ich kenne
nicht die Voraussetzungen, die ein Buch / Film erfüllen muss, bevor festgelegt
wird, ab welchem Alter er empfohlen oder freigegeben wird. Mit Sicherheit gibt
es viele 16 Jährige, die ohne Weiteres solche Bücher lesen können. Es gibt aber
auch die Jenigen, die nach dem Lesen im Sessel sitzen und sich nicht mehr vor
die Tür trauen, weil sie denken, der Totenzeichner wartet dort, um ihnen das
Herz herauszureißen und Runen in die Haut zu ritzen. Wer diese Angst schon beim
Lesen dieser Rezi spürt, sollte mit dem Buch noch einpaar Tage warten. Wer
jetzt neugierig geworden ist und wer jetzt Lust auf Wissen, Unterhaltung und
Spannung hat, der sollte unbedingt zur Buchhandlung seines Vertrauens stürmen
und ein Buch kaufen, um es, ähnlich wie ich, verschlingen zu können.
Kleiner Tipp am Rande… wenn
ihr das Buch in der Buchhandlung seht und eine helle Hose tragt, dann haltet es
vorsichtig. Es könnte Blut rauslaufen.
Das Motto dieses Buches ist
der Titel dieser Rezension und für mich gleichzeitig ein Zitat des Monats. Man
kann es negativ sehen, so wie es der Totenzeichner gemeint hat, man kann es
aber auch als Hoffnungsschimmer und Lebensmotto für die eigene Zukunft sehen.
It´s not over, til it´s over
Infos & Links:
Hallo Martin,
AntwortenLöschenSehr schöner Bericht und ein tolles Interview!
Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, den Totenzeichner zu lesen, er liegt noch auf meinem SuB - also das Buch, nicht der Totenzeichner selbst- aber Dein Beitrag macht mir mal wieder deutlich, das ich mich in Bälde mal daran begeben sollte. :-)
Liebe Grüße
Anja
Hallo Anja :)
LöschenDANKE :)
Auf meinen SUB hat es das Buch gar nicht erst geschafft. Ich habe es im Dezember gekauft und direkt gelesen. Aber auf der Wunschliste war es einige Wochen. Ich bin schon sehr gespannt, was da nächstes Jahr so kommt. Und ein Stand-alone gibt es ja dieses Jahr auch nocht.
Liebe Grüße
Martin
Hallo Martin,
AntwortenLöschenund wieder ein toller Beitrag von dir!!! Ich beneide dich um das Treffen und Gespräch mit Veit Etzold. Leider hat es vor 2 Jahre nicht geklappt, dass er zu einer Lesung in meiner Nähe kam. Ich mag seinen Schreibstil und die klaren Statements in seinen Büchern und bin schon sehr auf "Todesdeal" & "Skin" gespannt.
Mach weiter so und es gefällt mir wie dein Blog immer weiter wächst und du ihn mit Leben füllst :)
Liebe Grüße,
Uwe
Hallo Uwe :)
Löschenvielen Dank! Die Lesung war wirklich sehr schön. Gerade auch, weil ich ihn und seine Frau vorher treffen durfte. Das war schon ein Highlight.
Er ist sicher auch auf der Leipziger Buchmesse dabei. Ob er dort auch liest, weiß ich zwar nicht. Aber da wird er sein. Berlin ist ja auch fast in der Nähe.
Todesdeal hab ich schon im Regal (und auf dem SUB) und auf Skin bin ich auch schon sehr gespannt. Saskia Etzold hat am Ende der Lesung gesagt, sie freut sich auch schon sehr auf das Buch, denn es spielt eine Rechtsmedizinerin eine entscheidende Rolle. Da darf man ja gespannt sein.
Vielen Dank für dein Lob. Es freut mich, dass es dir hier gefällt.
Liebe Grüße
Martin
Hallo Buchwellenreiter,
AntwortenLöschenein tolles Interview und ein tolles Video :-) Alles toll in Szene gesetzt.
Viele Grüße Nisnis
Hallo Nisnis
LöschenVielen Dank :-) Freut mich, dass es dir gefällt.
Liebe Grüße
Martin