Sonntag, 14. August 2022

Luis Sellano - Portugiesisches Gift *Rezension*

 

Portugiesisches Gift

Luis Sellano

Endlich mal wieder zurück in Portugal

 

Allgemeines:

 

Verlag: Heyne Verlag
Format: Klappenbroschur
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 304
Preis: 15,00 €
Erhalt: selbst gekauft

 

 

 

Cover & Klappentext Heyne Verlag


Ein Sommertag in Lissabon. 
Die Menschen flanieren durch die Altstadt, das Wasser des Tejo glitzert in der Sonne. 
Kriminalkommissarin Helena Gomes ist in düsterer Stimmung. 
Sie ermittelt im Fall eines Jungen, der an einem allergischen Schock gestorben ist. 
Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Unfall aus – doch die Eltern des Jungen beschuldigen sich gegenseitig. 
Welches dunkle Geheimnis verbirgt die Familie? 
Gemeinsam mit ihrem Freund, dem detektivisch begabten Antiquar Henrik Falkner, begibt sich Helena auf die Suche nach Antworten.


 

Ein neuerlicher Streifzug durch die Straßen einer Weltstadt


Dieser Band der Portugal-Reihe von Luis Sellano war nun wirklich nicht meine erste literarische Reise in dieses Land und diese wunderschöne Stadt im Süden unseres Kontinents. Es war, wie immer, toll, zurückzukommen, ein weiteres Mal mit Henrik und Helena durch die Straßen zu hetzen, zu wandern, zu spazieren oder zu flanieren. Das Tempo, in dem die beiden sich durch die Stadt am Tejo bewegen, unterscheidet sich jedoch eindeutig von dem eines typischen Großstadt-Touristen. Letzterer muss allerdings auch eher selten den Mord an einem Kind aufklären oder sich damit beschäftigen, ob vor vielen Jahren Männer von Brücken gesprungen sind, weil die Welt damals eine andere, nicht so offene und freie war, wie sie es heute sein sollte. Ich lass mich in dieser Rezension aber nun nicht darüber aus, dass wir (sowohl in Deutschland, als wohl auch in Portugal) manchmal von frei und offen noch wesentlich weiter entfernt sind, als wir es gern wären.

Der Autor hat es auch in diesem Jahr mit seinem aktuellen Krimi wieder geschafft, viele Emotionen und Eindrücke so zu verpacken, dass man sich fühlt, als wäre man gemeinsam auf einer Reise. Das eint diesen Teil der Reihe mit allen, die man bisher lesen durfte. Und es ist auch ein großer Punkt, der die Motivation für mich ausmacht, auch zu den Folgebänden zu greifen, die es hoffentlich und wahrscheinlich geben wird.

Wenn ich Bücher rezensiere, erfahrt ihr natürlich immer und ungefiltert meine Meinung zu dem, was da vor mir liegt. Aber natürlich bin auch ich immer gespannt, was andere denken, was die Leserinnen und Leser so empfinden und wie sie ein Buch einschätzen. In sehr vielen Buchbesprechungen konnte man immer wieder herauslesen, dass die Wortgewandtheit und die eindrückliche Schreibweise diesen Roman ausmachen. Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Von der ersten Seite an war ich wieder total im Geschehen. Aber auch, wenn man das Buch mal für einige Tage zur Seite legt, findet man sehr schnell wieder in die 
Geschichte und ist sofort dabei.

September 2015 beim
Bücher- und Blubberstammtisch in Stuttgart
Henrik ist mir persönlich schon seit dem ersten Band sehr sympathisch. Er ist zwar charakterlich an vielen Stellen weit von mir entfernt und auch bestimmte Schlüsse, die er zieht, ähneln meinen nicht, aber das sorgt eher dafür, dass ich ihn erforschen will, dass ich herausfinden möchte, was ihn bewegt, warum er reagiert und wie das Leben für ihn weitergehen könnte. Er ist einer der Buchcharaktere, die ich gern mal auf einen Kaffee treffen würde.



Seinen Erfinder hingegen durfte ich schon auf den einen oder anderen Kaffee treffen. Ich kenne Luis Sellano, der im wahren Leben Oliver Kern heißt, schon ziemlich lange. Als vor einigen Jahren noch regelmäßig Bücherstammtische in Stuttgart stattfanden, haben wir uns getroffen und auch auf Buchmessen schon des Öfteren gute Gespräche geführt. Als ich ihn dann in Leipzig im Rahmen einer Lesung erleben durfte, ist folgendes Video entstanden:

 


Henrik Falkner in PORTUGIERISCHES GIFT gar nicht mal die zwingende Hauptrolle gespielt. Luis Sellano hat hier hingegen einer Figur mehr und mehr Raum gelassen, die über die Jahre sehr gewachsen ist. In den ersten Bänden konnte man Helena Gomes natürlich auch schon erleben. Eine quirlige Kriminalkommissarin, die mit der Zeit immer nachdenklicher geworden ist und ihr Leben immer mehr reflektiert, hat im aktuellen Krimi alle Hände voll zu tun. Die junge motivierte Staatsanwältin Ana Lúcia Lobato hat Helena persönlich darum gebeten, im Fall um den Tod eines kleinen Jungen zu ermitteln. Augenscheinlich ist der Kleine an einem allergischen Schock gestorben, ausgelöst durch eine Nussschokolade, die er nie hätte essen dürfen. Die Eltern haben es nicht mitbekommen, weil sie durch zu viele Arbeit kaum Zeit für ihr Kind hatten und auch sonst viele Dinge in ihrem Leben klären müssen, die sie davon abhalten, immer zu hundert Prozent für den Jungen da zu sein. Lobato scheint nicht an einen Unfall zu glauben. Sie geht davon aus, dass hinter diesem tragischen Todesfall mehr liegt und möchte alles in Bewegung setzen, dem oder der Schuldigen auf die Spur zu kommen. Für diese Ermittlungen konnte sie nur die beste Polizistin der Stadt engagieren – Helena Gomes.

Dass wir es hier mit weit mehr als einem Krimi über verletzte Aufsichtspflicht zu tun haben, zeigt sich schon an der Tatsache, dass auch die Vergangenheit von Helena eine große Rolle spielt. Eine Rolle, deren Verbindung man am Anfang lange nicht versteht, die sich mit der Zeit aber immer mehr zu erklären scheint. Der Autor macht damit um große politische Themen der vergangenen Jahre auch keinen Bogen und lässt uns ganz am Rande in Form seiner Protagonisten an seiner Meinung teilhaben.

Grafik Heyne Verlag

Persönlich hätte ich mir in dem Kriminalroman noch etwas mehr von Henrik gewünscht. Und auch der rote Faden, der sich durch das Erbe von Martin, dem Onkel von Henrik durch die Reihe zieht, wurde hier ein Stück zu weit verlassen.

Der Leselust und der Lust auf weitere Bände wurde aus oben genannten Gründen aber kein Abbruch getan. Ich bin (besonders nach diesem Ende) sehr gespannt, wie es in Band 8 weitergeht und was dann auf Henrik, Helena und die kleine Sara zu kommen wird. Ich bin aber auch gespannt, wie sich die Geschichte um Henriks Assistentin Catia entwickeln wird, die in diesem Roman eine sehr kleine, aber entscheidende Rolle im Schlussteil übernommen hat.




Für die Sternengucker unter euch, sei gesagt … Auf Portalen, die solche Bewertungen brauchen, vergebe ich 4/5 Sternen!! Allerdings finde ich ausführliche Rezensionen noch immer schöner, als eine 5-teilige Bewertung.

Falls ihr Lust auf einen kleinen Trip nach Lissabon habt, der euch dazu noch mit einem interessanten Familiendrama versorgt, dann greift beherzt zu diesem Buch und lasst euch entführen in die Stadt am Tejo.

In dem Video unter dieser Rezension könnt ihr auch noch weitere Fotos und Impressionen aus dieser Stadt erleben, die mir Luis Sellano vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt hat.  

Ich wünsche euch viel Spaß im Lesesessel, spannende Stunden und eine wundervolle Zeit.

Bleibt gesund und munter. Die Welt ist momentan in keinem einfachen Zustand. Aber es ist so einfach, dieser Welt mal für eine gewisse Zeit zu entfliehen. Wir müssen nur ein Buch aufschlagen, ein Lächeln aufsetzen, einen Tee kochen und es uns gemütlich machen. Dass ihr all das könnt und dürft, das wünsche ich euch!!!

 

Lieber Oliver (Luis),

als ich oben von VOR EINIGEN JAHREN, VOR EINIGER ZEIT, DAMALS … geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben. Hoffen wir, dass bald wieder eine Buchmesse stattfindet, die uns mehr Nähe und mehr Bücherfreuden erlaubt. Nicht digital, sondern direkt!!!

Auf deine weiteren Projekte bin ich sehr gespannt und freue mich, dich bald wieder mal irgendwo zu sehen!!

Alles Gute und bleib auch du so gesund, wie möglich.

Martin




3 Kommentare:

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